Rolf Striegnitz Karlstraße 18, 99755 Ellrich                                                       Ellrich, im Mai 2005

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Nach 60 Jahren aus der Erinnerung aufgeschrieben. Mein Beitrag, erschien in der Nordhäuser Allgemeinen Zeitung,  zum 60. Jahrestag des Endes des zweiten Weltkrieges am 08.Mai 1945.

 

 

 

 

Ein Ende mit Schrecken! Auch nach 60 Jahren noch nicht vergessen!

 

Seit dem ersten August 1944 war ich als Luftwaffenhelfer an der sogenannten Heimatfront Flugplatz Nordhausen stationiert. Nicht freiwillig, ich wurde im Alter von 16 Jahren als Flakhelfer eingezogen. Ich war der einzige Handwerkerlehrling, die anderen waren alle Oberschüler. In den letzten Wochen 1944, das genaue Datum kann ich nicht mehr sagen, erlebten wir den ersten Bombenabwurf auf den Flugplatz in Nordhausen. Aus östlicher Richtung kam ein Verband von etwa 30 viermotorigen Bombern auf den Flugplatz zugeflogen, der dann in nördlicher Richtung zur Stadt abschwenkte. Wir dachten, nun ist Nordhausen das Ziel, aber die Bomben waren schon vor dem Richtungswechsel ausgeklinkt, so war es der Flugplatz auf dem die ganze Bombenlast  abgeladen wurde. Die Flughallen und Kasernen waren das Ziel. Einige Bomben sind auch in der Stadt eingeschlagen. Da der Flugplatz bei Fliegeralarm von allen Personen geräumt wurde, nur wir Flakhelfer mußten die 20mm-Vierlingsflakgeschütze am Rande der Startbahn besetzen, gab es zum Glück keinen Personenschaden. Der Sachschaden war dagegen erheblich, auch unsere Unterkunft in der Kommandantur hatte einen Volltreffer erhalten, so mußten wir in eine andere Kaserne umziehen. Die Bombe war bis in den Keller durchgeschlagen, aber nicht explodiert, bevor  wir in Wohnwagen nahe der Geschützstellung unter gebracht wurden. Nach dem Angriff  gab es leider doch noch einen Toten zu beklagen. Eine Brandbombe hatte einen Holzmasten am Erdboden abgebrannt, so daß der Mast umknickte und einen daneben stehenden Soldaten erschlagen hat. Später haben wir dann in Eigenleistung, am Rande des Flugplatzes neben den Geschützständen eine Wohnbaracke aufgestellt, welche uns dann als Unterkunft diente. Meine handwerkliche Ausbildung war dabei von großem Nutzen. Da wir am südlichen Rande des Flugplatzes keine sanitären Einrichtungen hatten, wurde abseits der Baracke noch ein kleines Häuschen errichtet, mit einem Herzchen in der Tür. Wenn die Grube darunter, etwa 1 m tief nichts mehr auffangen konnte, wurde daneben eine neue ausgehoben und das Häuschen darauf versetzt. Die alte deckten wir mit einer Schicht Erde ab. Eines Tages besuchte unser Spieß unsere Stellung und hatte das Bedürfnis, ein kleines Geschäft zu verrichten. Damit wir ihn nicht sehen konnten, stellte er sich von uns aus gesehen hinter das Häuschen an die Stelle, wo es vorher gestanden hatte. Die dünne Erdschicht gab nach und er stand bis zu den Knien in der Sch----e.

 

Für den Stellungsbau wurden uns dann sechs russische Kriegsgefangenen zugeteilt, welche wir auch mit bewachen und verpflegen mußten. Sie waren dann in einem Wohnwagen untergebracht und wurden von uns mit Lebensmitteln versorgt. Von unserer Zusatzverpflegung, welche wir als Jugendliche bekamen, haben sie reichlich abbekommen.

 

Da wir Jugendlichen nachts nicht allein Wache stehen durften, wurden aus Nordhäuser Betrieben Arbeiter zu unserer Verstärkung abkommandiert. Anstatt zwei Stunden zu zweit, haben wir aber nur eine Stunde allein gewacht. Eines Nachts wurde ich zur Wachablösung geweckt, bin aber wieder eingeschlafen, für den Rest der Nacht  hat dann keiner mehr Wache gestanden. Als uns das dann am Morgen bewußt wurde, sind wir schnell nachsehen gegangen, aber unsere sechs russischen Helfer waren noch da. Ein paar Bündel Stroh, damit sollten sie ihre Strohsäcke füllen, haben sie zum Teil  anderweitig verwendet. Daraus wurden Strohhüte und Taschen und sonstige Sachen geflochten, welche wir dann in der Kantine an die deutschen Küchenfrauen verkauft haben. Von dem Erlös haben wir dann etwas für die Gefangenen gekauft. An Flucht haben die Gefangenen nie gedacht. Für uns ist der Krieg vorbei, war ihre Aussage.

 

Am 05.01.1945 wurde unsere Flakbatterie nach der Noch-Heimatfront Stettin verlegt. Ein Sonderzug für den Transport wurde bereitgestellt. Zwei Personenwagen für uns LWH, zwei geschlossene Güterwagen für alle Gerätschaften und die Marschverpflegung, sowie ein Feldbett für unseren Spieß – Hauptwachmeister-, welcher den Transport begleitete. Auf sechs offenen Rungenwagen wurden unsere Vierlings-Flakgeschütze schußbereit in Stellung gebracht. Einen Sonderzug hatten wir zwar, aber keine Sonderlok, wir wurden immer an einen fahrplanmäßigen Güterzug angehängt. Das war ein großer Nachteil, denn die Personenwagen konnten nicht geheizt werden, so war es ganz schön kalt in der ersten Nacht, die wir noch auf dem Güterbahnhof in Nordhausen verbrachten. Der nächste Aufenthalt war in Güsten. Nach Rücksprache mit der Bahn wurde unser Sonderzug in den nächsten vier Tagen immer gleich hinter die Lok plaziert, so konnten die zwei Personenwagen beheizt werden. Über Magdeburg und Berlin sind wir dann nach fünf Tagen in Pölitz, 15 km nördlich von Stettin, angekommen.

Nachdem uns unser Spieß an eine andere Einheit übergeben hatte, ist er mit seinem Feldbett und dem Rest der Marschverpflegung wieder zurück gefahren, wohin? Dann wurde entladen und auf LKW´s wieder aufgeladen. Auf einer Fähre wurden wir über das Stettiner Haff auf die Ostseite  übergesetzt. Dort standen zwei große Flakbatterien mit 8,8 cm und 10,5 cm Geschützen, bei denen wir den Tieffliegerschutz übernehmen sollten. Zur Flakbatterie gehörte auch ein sehr großes Funkmeßgerät, welches von sechs Soldaten bedient wurde. Es war mit allen Flakgeschützen verbunden, so daß alle Geschütze gleichzeitig auf das Ziel ausgerichtet wurden. Einen Kampfeinsatz habe ich zum Glück nicht erlebt, der Krieg war ja so gut wie verloren, es wurde kaum noch geschossen.

Unsere erste Unterkunft war eine Wohnbaracke, nicht sehr groß und zu wenig Betten, so mußten wir zu zweit in einem Bett schlafen. Am anderen Morgen passierte dann ein tragischer Unglücksfall. In Nordhausen hatten wir alle Karabiner in eine Kiste gepackt, deutsche, belgische und französische. Am ersten Abend in der Wohnbaracke wurden die Karabiner ausgepackt und in die Ecke neben einem Doppelbett abgestellt. Also, zwei Betten  nebeneinander und zwei übereinander. Infolge dessen lagen unten und oben je vier Personen nebeneinander. Am anderen Morgen, es war noch dunkel, aber einige waren schon wach. So faßte ein im unteren Bett Liegender einen kurzen belgischen Karabiner, um den oben Liegenden gegen die Bretter unter der Matratze zu stoßen. Ein oben Liegender faßte sich von oben einen langen französischen Karabiner um den unten Liegenden zu stoßen. Er hatte sich vorher überzeugt das keine Patrone in dem Karabiner war, nicht ahnend daß der Karabiner unterladen war. Beim Schließen des Verschlusses wurde dann eine Patrone aus dem unter dem Lauf liegenden Magazin in den Lauf geschoben. Dann hat er den Karabiner am hinteren Kolbenende angefaßt und wollte ihn nach unten bewegen, dabei konnte er das Übergewicht nicht halten, so daß er auf die  Bettkante aufgeschlagen ist. Durch diesen harten Aufschlag löste sich ein Schuß, ohne Berührung des Abzuges. Diese französischen Karabiner waren sehr empfindlich, nur ein Stoß mit dem Kolben auf den Boden konnte einen Schuß auslösen. Durch den Knall waren dann alle wach und standen vor den Betten, nur der neben mir liegende blieb liegen. Die Kugel ist mir nur wenige Zentimeter am Kopf vorbei geflogen und hat meinen Nebenmann in die Stirn getroffen. Einer, von der letzten Wache in Nordhausen, hatte in der Eile den Karabiner nicht entladen. Wir hatten nur wenige Stunden Zeit um die Flakeinheit für den Abtransport zu verladen.

In den folgenden Wochen wechselten wir mehrmals unseren Standort, immer um Stettin herum. Einmal mußten wir nachts an einem Bahnhof südlich Stettin in Stellung gehen, wenn ich mich recht erinnere, war das die Station Jungfernstieg. Eine in einiger Entfernung stehende Scheinwerferbatterie hat den ganzen Bahnhof erleuchtet. So waren wir auch Augenzeuge eines verunglückten Personenzuges voller Flüchtlinge aus Ostpreußen. Das Unglück hatte schon ein paar Stunden vor unserem Eintreffen stattgefunden. Es hat viele Tote und Verletzte gegeben.

Die vorletzte Stellung war südlich von Stettin an der Autobahnbrücke, auf einer Anhöhe der Westseite der Oder. Aus dieser Stellung konnten wir die beiden Brücken über die zwei Oderarme gut übersehen. Der zwischen den beiden Armen der Oder liegende Landstreifen war überschwemmt, so daß die Oder über einen Kilometer breit war. Die beiden Brücken waren durch einen Damm miteinander verbunden. Doch die Rote Armee rückte immer näher und hatte schon bald die Oder erreicht.
Sie müssen auch Kenntnis von unserer Flakstellung gehabt haben, denn wir wurden im Laufe des Tages mit einzelnen Granateinschlägen  um unsere Stellung herum beschossen. Unser Batteriechef hat es vorgezogen, die Stellung ein paar Kilometer nach hinten zu verlegen. Das war unser Glück, denn als wir am nächsten Tag unsere alte Stellung noch einmal aufgesucht haben, um noch etwas Zurückgelassenes zu holen, war alles zerstört. Die Russen hatten in der vergangenen Nacht mit Granatwerfern und Artilleriegeschützen ganze Arbeit geleistet. In dieser neuen Stellung waren wir auch nur ein paar Tage, aber hier konnten wir die endlosen Kolonnen der Flüchtlinge aus Ostpreußen und Pommern beobachten. Zwischen den vielen vollbeladenen Pferdefuhrwerken der Großbauern und Gutsbesitzern, welche über mehrere Fahrzeuge und auch LKW und PKW verfügten, entdeckten wir eine junge Mutter mit einem etwa 3-4 jährigen Kind. Sie war zu Fuß unterwegs, mit einem Handwägelchen mit zwei Rädern. Da das Kind wegen erfrorenen Beinen, sie waren ganz rot und sehr geschwollen, nicht mehr laufen konnte, hat sie einen Teil ihrer Habe abgeladen, um Platz für ihr Kind zu schaffen. Vor unserer Stellung war sie dann auch am Ende und konnte nicht mehr weiter. Wir haben Sie dann zu uns herein geholt und das Kind so gut wir konnten medizinisch versorgt und beide auch verpflegt, sie hatten wohl lange nichts gegessen und getrunken. Nachdem sie sich einigermaßen erholt hatten, sind sie dann am nächsten Tag weiter gezogen. 

   

Eine Pioniereinheit der Deutschen Wehrmacht hatte noch kurz vorher in jede der zwei Brücken, in der Mitte zwischen den zwei Pfeilern, einige Meter heraus- gesprengt. Doch die Rote Armee hatte auch eine Pioniereinheit. In einer Nacht haben sie mit Scheinwerferbeleuchtung die Lücke wieder provisorisch überbrückt. Als es am anderen Morgen hell wurde, standen ihre Panzer schon in ganzer Länge des Verbindungsdammes vor der zweiten Brücke. In der nächsten Nacht geschah das gleiche mit der zweiten Brücke, niemand hat sie dabei gestört. Bei Tagesanbruch rollte dann die Panzerkolonne auf der Autobahn die Anhöhe hinauf. Doch dann geschah etwas, womit keiner von uns gerechnet hatte. Oben auf dem höchsten Punkt der Anhöhe stand ein deutsches Panzerabwehrgeschütz, direkt neben der Autobahn. Der erste Panzer wurde fahrunfähig beschossen. Dasselbe passierte mit den nächsten, als sie das plötzliche Hindernis umfahren wollten. So haben sie selbst in wenigen Minuten eine Straßensperre errichtet. Alle vier Fahrspuren waren zu, denn zu beiden Seiten waren steile Böschungen.

 

Unsere nun endgültige letzte Stellung hatten wir beim Dorf Pommellen, auch neben der Autobahn, wo heute der Grenzübergang nach Polen ist. Hier wurden wir von russischen Tieffliegern angegriffen. Da hatten wir einen Toten und einen Verwundeten zu beklagen. Bei dem Toten handelte es sich um einen ehemaligen Piloten der Luftwaffe. Er hat eine Kuriermaschine W 34 geflogen, von Königsberg nach Berlin. Er ist in einem Wohnort in Ostpreußen zwischengelandet, hat seine Verlobte eingeladen, in der Nähe von Berlin ist er wieder zwischengelandet um seine Verlobte abzusetzen. Für diesen Liebesdienst wurde er vom Unteroffizier zum Gefreiten degradiert und zur Flak strafversetzt. Von hier begann am 20 April der sogenannte geordnete Rückzug. Am Tage der Rückzug der Deutschen, Militär und flüchtende Zivilisten, nachts der Vormarsch der Roten Armee.

 

Nachdem ich den Rückzug von Stettin teils zu Fuß und teils per Anhalter überstanden hatte, kam ich in Lübtheen  bei Ludwigslust als Einzelgänger in amerikanische Gefangenschaft.

 

Das war der 8. Mai 1945, mein erster Friedenstag! Unsere Einheit hatte sich schon ein paar Tage früher aufgelöst. Da Mecklenburg russisches Interessengebiet war, wurden alle entwaffneten Deutschen, so wurden wir dann genannt, nach ein paar Wochen  nach Schleswig-Holstein verlegt und den Engländern übergeben. An einem Tag im Juni konnten sich die Ersten zur Entlassung anmelden. Bevorzugt wurden alle Jugendlichen unter 17 Jahren, alle Landwirte und alle Ausländer zur Entlassung registriert. Während der Registrierung merkte ich dann, daß es der 5. Juni, mein 17. Geburtstag, war. Ich hätte ihn sonst vergessen. Nun hatte ich Bedenken, daß ich nicht bei den Ersten dabei sein könnte. Wie sich später herausstellte, war der 1. April der Stichtag. Die meisten Ausländer waren dann unsere ehemaligen Waffenrüder aus Österreich, sie wollten nicht wieder heim ins Reich. Auch die Landwirte erfanden die seltsamsten landwirtschaftlichen Berufe. Friseur und Landwirt, Schmied und Landwirt, usw. Alle aus ländlichen Wohnorten stammenden  brachten ihren Beruf mit der Landwirtschaft in Verbindung. Als dann an einem Sonntag, Mitte Juni, die ersten 50 nach Eutin ins Entlassungslager per LKW gefahren wurden, war die Freude groß. Dann kam die erste Enttäuschung, ein deutscher Major war der Leiter des Entlassungslagers. Ein englischer Offizier machte nur Stichproben bei der Kontrolle. Ein Unteroffizier wurde ertappt, er hatte eine Pistole in der Feldflasche fest gelötet. Er wurde nicht entlassen, sondern nach England in ein Lager für Kriegsverbrecher geschickt. Hier wurde ein jeder nach seinem Heimatwohnort befragt, als ich dann sagte, Ellrich im Kreis Nordhausen, sagte er: "das ist russisches Interessengebiet, dahin entlassen wir keinen." Also, zurück ins Lager, da hat mir mein Hundertschafsleiter, auch ein deutscher Leutnant, einen neuen Soldbuchersatz geschrieben. Nun wohnte ich in Walkenried, Klostergasse 6. Ein richtiges Soldbuch habe ich nie besessen, wir waren keine Soldaten, sondern Flieger-HJ mit Hakenkreuzarmbinden.

Bevor die Rote Armee näher kam, mußten wir unsere HJ-Ausweise abgeben und auch die Armbinden, seitdem waren wir ohne Ausweispapiere. Ein paar Tage später unternahm ich den zweiten Versuch in Richtung Heimat. Diesmal waren wir 300, da konnte der Major nicht jeden nach dem Wohnort fragen, aber er hat mich wieder erkannt und ein Auge zu gedrückt - ich auch. Nachdem die Entlassungsformalitäten erledigt waren, wurden wir mit Kaltverpflegung für drei Tage wieder per LKW durch das Hamburger Trümmerfeld nach Lüneburg gefahren. Nach einer warmen Mahlzeit und Übernachtung auf blankem Fußboden in einer leergeräumten  Kaserne wurden wir am nächsten Tag nach Braunschweig gefahren. Auf einem Schulhof wurden wir dann auf die Heimatkreise aufgeteilt. Die Fahrt ging dann weiter nach Blankenburg, dort wurden uns dann auf dem Arbeitsamt die Entlassungsscheine ausgehändigt. Ich wurde als landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter zur Domäne in Walkenried eingewiesen. Blankenburg gehörte damals zum Bezirk Braunschweig.

Nun mußten wir selbst sehen, wie wir weiter in Richtung Heimat kamen. Es hatten sich vier „Entwaffnete Deutsche“ zusammen gesellt, um in Richtung Nordhausen weiter zu kommen. Am Ortsausgang von Blankenburg haben wir einen privaten PKW angehalten, mit aufgeklapptem Verdeck. Es waren zwei Hilfspolizisten in Zivil mit amtlicher Armbinde. So wurden wir alle vier auf den Rücksitz verfrachtet und bis nach Hasselfelde mitgenommen, da endete Ihre Dienstfahrt. Die nächste Fahrgelegenheit war ein Lanzbulldog mit zwei Anhängern, mit Ziel Nordhausen welcher uns mitnahm. In Ilfeld habe ich dann das Gefährt verlassen und bin zu Fuß in Richtung Ellrich gelaufen. Da es bereits dunkel wurde schlug mir ein junger Radfahrer, der mich überholte vor, beim Braunsteinhaus in einer Scheune zu übernachten.  Am nächsten Morgen bin ich dann quer Feld und Wald bis nach Ellrich geschlichen.

Endlich daheim! War die Freude groß, drei Tage vorher war mein Bruder aus russischer Gefangenschaft ausgerissen und zu Hause angekommen. Das war der 21. Juni. Nun war für mich der Krieg vorbei! Aber unser Vater kam erst 1946 aus englischer Gefangenschaft, wo er auch seinen 50. Geburtstag verbringen mußte.

Ich habe mich aber nicht in Walkenried, sondern in Ellrich zurückgemeldet. Mit meinem ein Jahr jüngeren Bruder haben wir die Tischlerei meines Vaters bis zu seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft weitergeführt. Unser damaliger Bürgermeister, von Beruf auch Tischlermeister, hat die Patenschaft für uns Lehrlinge im zweiten Lehrjahr übernommen.

Ein Appell an die Junge Generation: Laßt euch nie wieder als Kindersoldaten mißbrauchen!!!